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1. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 68

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
f> 8 Südöstlich von Leipzig liegt Grimma an der Mulde mit einer Fürstenschule. Zn der Nähe ist das sonstige Nonnen- kloster Nimptsch, in welchem Katharina von Bora lebte. Wurzen an der Mulde, Geburtsort des Dichters Lichtwer (geb. 1719 -j- zu Halberstadt 1783) und des Geschichtsschrei- bers Schott gen. Huberts bürg auf dem Kulmberg, ein Lust- und Jagdschloß, bekannt durch den Frieden von 1763 am 15. Februar, welcher den 7jährigcn Krieg beendigte. Westlich von dem Königreiche Sachsen liegt das alte Oster- und Thüring erlaub, welches meist von der Saale und ihren Zuflüssen durchflossen wird. Es ist ein fruchtbarer, mit Hü- gelreihen durchzogener Landstrich, welcher aber politisch nicht ein Ganzes bildet, sondern in viele kleine unbedeutende Staa- ten zerspalten ist, welche oft selbst wreder in mehrere Theile auseinander gerissen sind. In das Saalgebiet gehören außer dem preußischen Besitzthume, die Fürstenthümer Schwarz- bürg, die Reußischen Lande, und zum Theil die sächsisch e r n e st i n i sch e n Länder. Die Fürstenthümer Schwarzbnrg. Sie liegen in Thüringen zerstreut, theils zwischen säch- sischen Herzogthümern südlich und östlich von Erfurt, von der Gera, Ilm, Schwarze, Saale durchflossen, theils nördlich, von preußischem Gebiete umgeben, von der Wipper und Helbe durchströmt. Der südliche Theil heißt die Oberherrschaft, der nördliche die Unterherrschaft. Beide Theile sind bergig und hügelig. Die niedere Grafschaft wird von der Hamleite und dem romantischen Kyffhäuser (S. 50) durchzogen. Schon zu Kaiser Rothbarts Zeit gab es Grafen von Schwarz- burg. Einer von ihnen, der ritterliche Günther, war im 14. Jahrh. Karls Iv. Gegenkaiser und stritt mit ihm um die Kaiserkrone, starb aber während des Kampfes zu Frankfurt. Die Erzählung Schillers, „Herzog von Alba bei einem Früh- stücke auf dem Schlosse zu Rudolstadt im Jahr 1547", macht uns mit der verwittweten, aber heldenmüthigen Gräfin Ka- tharina bekannt. Ihr Gemahl Günther (40ste) hatte noch alle Lande vereinigt. Sie wurden nach seinem Tode aber zerstückelt und sind noch jetzt unter die zwoi Linien Ru- dolstadt und Sondershausen getheilt, welche seit 1697 gefürstet sind. Schwarzburg-Rudolstadt enthält 18ssh Meilen mit 70,000 evangel. Einw. und wird von dem Fürsten Friedrich Günther regiert. Es besitzt in der Oberherrschaft: Ru- d ölst ad t im lieblichen Saalthale mit 6000 Einw. Sie ist die Haupt- und Residenzstadt und auf einem Berge über der Stadt liegt das Restdenzschloß. Da Schiller sich öfters in

2. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 69

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
69 Rudolstadt aufhielt und von dem kunstsinnigen Hofe daselbst geehrt wurde, fo erinnert dort manches an den beliebten Dich- ter. An einem Nebenflüsse der Saale, in dem wilden und schauerlichen Thale der Schwarza, liegt das Stammschloß der Schwarzburger Fürsten, die alte Schwarz b ürg, um deren steilen Felsabhang der Fluß sich windet. Sie bewahrt noch eine Menge Ritterrüstungen und Waffen aus dem Mit- telalter. Ein linker Seitenbach der Schwarza führt in ein stilles und trauliches, mit den malerischen, sehenswerthen Ruinen der Abtei Paul inzelle geschmücktes Seitenthal. Zn der Nähe liegt auch das Dorf Keil hau mit einer Er- ziehungsanstalt für Knaben. Zn der Unterherrschaft besitzt es Frankenhausen mit 5000 Einw., einem Salzwerke und mit Soolbädern. Von da stammt F. W. Zachariä (geb. 1726, -j- 1777 zu Braun- schweig). Hier wurde den aufrührerischen Bauern unter Tho- mas Münzer 1525 eine bedeutende Niederlage beigebracht. Zn der Nähe liegen die Ruinen des kaiserlichen Schlosses Kyffhäuser und die Rothenburg an der güldenen Aue. Schwarzburg-Sondershausen umfaßt 16£ Mei- len mit 60,000 evangel. Einw. Regent ist Friedrich Karl Günther. Zn der Unterherrschaft besitzt es die Residenz Sondershausen in sehr angenehmer Gegend an der Wip- per, mit 4000 Einw. Es liegt 1^ Meile von Frankenhausen und eben so weit von Nordhausen. Südlich davon liegt auf der Hainleite der Berg Possen, auf dem ein Jagdschloß und ein Thurm mit weiter Aussicht ist. Zm Zahr 933 fand in dieser Gegend eine Hunnenschlacht statt. Zn der Oberherrschaft liegt südlich von Erfurt Arn- stadt mit 5000 Einw. an der Gera, deren schönes Thal sich aufwärts bis zum Städtchen Plaue erstreckt. Zn Arnstadt ist die alte schöne Liebfrauenkirche und die Günthersmühle mit 12 Gängen zu erwähnen. Zn der Nähe sind die Ruinen der Käfernburg. Tiefer im Gebirge finden sich viele Hütten- werke, Glashütten und Schneidemühlen. Die Reußischen Lande. Sie liegen im sächsischen Dogtlande, und werden von Saale und Elster durchflossen. Nur der bevölkertste Theil, die Fabrikgegend um Gera, liegt nördlicher an der Elster. Sie sind gebirgig und waldig, da der Frankenwald, wie das Elstergebirge sie durchziehen. Die Fürstensöhne des Hauses Reuß führen schon seit langer Zeit den Namen „Heinrich" und unterscheiden sich durch Zahlen. Doch man zählt nur bis 100, dann beginnt man wieder von vorne. Ohngefähr vor einem halben Jahrhunderte wurde die gräfliche Familie

3. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 70

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
To in den Fürstenstand erhoben. Sie theilt sich in zwei Linien, in die ältere und in die jüngere. Die ältere Linie besitzt 7 □ Meilen mit 35,000 lurher. Einw. Der jetzige Fürst ist Heinrich Xx., welcher Greiz m.t 7000 Einw. zu seiner Residenz hat. Dieses hat Wollen- und Baumwollenwebereien und seine Lage an der Elster, nicht gar fern vom Göltschthale (S. 66), ist reizend. Das alte Schloß ragt auf einem Felsen mitten aus der Stadt empor. Westlich davon liegt der gewerbsame Ort Zeulenrode. Die jüngere Linie hat 21 □ Meilen mit 77,000 luth. Einw. Sie war bis vor kurzem noch in zwei Linien gespal- ten; da aber Heinrich der 72ste, Fürst von Lobenstein und Ebersdorf zurückgetreten ist, so regiert jetzt die ganzen Be- sitzungen Fürst Heinrich der 62ste. Seine Residenz ist Schleiz mit 6200 Einw. Lobenstein, Saalburg und Ebers- dorf mit einer Herrnhuterkolonie sind unbedeutende Orte. Getrennt davon durch den Weimarisch-Neustädtischen Kreis liegt das Gebiet von Gera. Diestadt Gera, welche oft klein Leipzig genannt wird, hat 10,000 Einw., vielen Handel und Fabriken und liegt in lieblicher Gegend an der Elster. Aon hier stammt Streckfuß (geb. 1779), der hochgefeierte Uebersetzcr v. Dante, Taffo, Ariost u. A. In der Nähe ist Köstritz mit einem schönen Schlosse und Gar- ten und mit berühmtem Biere. Das Herzogthum Sachsen-Altenburg. Nach dem Schlage bei Mühlberg 1547 (S. 59), wo die ernestinische Linie das Kurland verlor, theilte sich dieselbe in mehrere Linien. Und so stammen von ihr die vier jetzt regierenden sächsischen Herzogshäuser, Weimar, Meiningen, Covurg-Gotha und Altenburg, deren Gebiete aber nicht voll- ständig dem Saalgcbiete angehören. Aon ihnen gehört ganz Altenburg, ein großer Theil von Weimar, Eisenach ausge- nommen, und von Meiningen, Saalfeld, Pößneck, Camburg und Krannichfeld, zum Saalgcbiete. Koburg-Gotha wird nur an einigen Stellen davon berührt; Gotha liegt im Werra- und Koburg im Maingebiete. Zn Altenburg regiert jetzt der Herzog Georg. Das Herzogthum ist in zwei einander nicht berührende Theile ge- trennt. Zwischen beiden liegt das reußische Ländchen Gera. Durch den östlichen Theil im alten Osterlande fließt die Pleiße, durch den westlichen die Saale. Zm östlichen Landesrhcile, der eben ist und blühenden Ackerbau und starke Viehzucht hat, liegt £ Stunden von der Pleiße entfernt die Haupt-, Residenz- und Manufakturstadt Altenburg mit 15,600 Einw. Sie ist auf mehreren Hügeln unregelmäßig

4. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 71

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
71 angelegt, im Ganzen aber wohlgebaut. Sie ist betriebsam, hat Handel und Fabriken. Schon vor Alters war sie Haupt- ort im Osterlande und im 13. Jahrhunderte kommt sie als freie Stadt und ihr Schloß als der Sitz der Burggrafen von Altenburg vor. Später diente daffelbe den Kurfürsten von Sachsen zur Residenz, woraus 1455 Kunz von Kauffungen die Prinzen Ernst und Albert raubte (S. 65), um sich an dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen zu rächen. Das Schloß erhebt sich malerisch über der Stadt auf einem Porphyrfelsen und ist aus mehreren, zu verschiedenen Zeiten erbauten Theilen zusammengesetzt. Bon drei Seiten von der Stadt umgeben, stößt auf der vierten ein herzoglicher Garten mit einem Lustwäldchcn daran. Zn der, in altem Geschmacke reich verzierten Schloßkapelle sind mehrere Grabstätten fürst- licher Personen und eine große, vortreffliche Orgel von Silber- mann (S. 64). Den daran stoßenden Saal zieren Decken- gemälde von Lukas Kranach, Hier ist auch das 1705 vom Herzoge Friedrich Ii. gestiftete adelige Magdalenenstift, eine weibliche Erziehungsanstalt. Die Umwohner von Alten- burg stammen von den Wenden ab und zeichnen sich noch bis jetzt durch eine besondere Tracht aus. Da die Umge- gend sehr fruchtbar ist, so sind die „Altenburger Bauern" meist rerche Leute, bei denen zu Hochzeiten, Kindtaufen und Kirmessen es hoch hergeht. Außer Altenburg sind nur noch bedeutend Schmölln an der Sprotte und Ronneburg in einer angenehmen Gegend mit 6000 Einw. und einem Gesundbrunnen. Das nördlichste Sädtchen ist Lucka an der Schnauder, bekannt wegen der am 31. Mai 1307 dabei vorge- fallenen Schlacht, in welcher Friedrich mit der gebissenen Wange den Kaiser Albrecht überwand. Zm westlichen Landestheile liegt Kahla an der Saale, Reben der Stadt erhebt sich aus hohem Gipfel das weithin sichtbare Bergschloß Leuchtenburg, welches jetzt ein Zucht- und Irrenhaus enthält. Aufwärts von Kahla liegt auf stei- lem Rande des linken Saalufers, der Orlamünhung gegen- über, Orlamünde, was im Mittelalter Sitz mächtiger Grafen war. Seitwärts in einer romantisch wilden Gegend, zwischen steilen waldigen Bergen liegt Roda an der Roda. Eisenberg, eine artige Stadt mit einem herzoglichen Schlosse und Parke, treibt besonders Gerberei. Zn diesem westlichen Theile liegen auch noch die Zagdschlösser fröhliche Wiederkunft und Hummelshayn. Das Großherzogthum Sachsen-Weimar. Ein kleiner Staat Deutschlands, aber glänzend in seiner Literaturgeschichte, besonders sind die Zahre von 1759—1831

5. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 72

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
72 unvergeßlich. Sein Gebiet liegt zerstreut und zerfällt in drei größere und mehrere kleinere Theile, umfaßt 66 □ Meilen und hat mehr als \ Million meist lutherischer Bewohner. Der eine größere Theil wird von der Elster, der andere von Saale und Ilm, der dritte von der Werra, Hörsel mit Neffe durchflossen. Von den kleinern Theilen sind Allstedt, Oldisleben, Ilmenau, Ostheim bemerkenswerth. Früher war das Land kleiner und nur ein Herzogthum. Nach dem Con- gresse zu Wien aber erhielt Carl August die Großherzog- liche Würde nebst einer Vergrößerung seines Landes, welche größtentheils der König von Preußen von den ihm zugetheil- ten Ländern abgab. Dieser hochgebildete Fürst, welcher die Zierden deutscher Poesie und Literatur um sich sammelte, war auch der erste deutsche Fürst, welcher durch Liebe zur Bürgerschaft sich auszeichnete und sein Volk mit einer stän- dischen Verfassung (5. Mai 1816) beglückte. Rastlos für Menschenglück Stand er im Mißgeschick Ein deutscher Held. Schwertes- und Leierklang Schlachtruf und Dlchtersang Früh ihm zum Herzen drang; Ihn preist die Welt. Fester als Marmors Pracht Baut ihm des Sanges Macht Ein Heiligthum. Wo Goethes Lied erklingt, Schiller zum Herzen dringt, Wo Wieland, Herder singt. Da tönt sein Ruhm. Ueber ihn führte seine Mutter, die treffliche Herzogin Anna Amalie mit Ruhm bis 1775 die Vormundschaft. Von da regierte er selbst (geb. 1757 d. 3. Sept) zum Ruhme seines Landes bis zum Jahre 1828, wo er in Graditz bei Torgau den 25. Juli starb. Jetzt regiert sein Sohn der Großherzog Karl Fried er ich. Das Land ist zum Theil bergig, meist aber wellenför- miges und fruchtbares Hügelland. Haupt- und Residenzstadt ist Weimar, sie hat über 12,000 Einw., liegt an der Ilm in einem von kleinen Bergen und Hügeln umkreisten, tiefen Thale. Die Stadt ist in neuerer Zeit sehr verschönert und durch breite, regelmäßige Straßen, wie durch ansehnliche Ge- bäude geschmückt worden. Sie ist der Geburtsort des frucht- baren Schauspieldichters Kotzebue (geb. 1771 -f zu Mann- heim 1819). Das herzogliche Schloß liegt an der Ilm, über welche hier die Schloßbrücke führt, und ist nach dem Brande von 1774 in einem einfachen, aber geschmackvollen Stiele neu ausgeführt und mit dem Baue der griechischen Schloßkapelle beendigt worden. An das Schloß stößt der reizende, mit mannigfachen Anlagen geschmückte, und von der Ilm durch- flossene Park. In der Nähe des Schlosses liegen die Haupt- wache, das Fürstenhaus und di-c reich ausgestattete Bibliothek. Zwei nennenswerthe Anstalten hat noch die Stadt, das große

6. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 74

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
74 kürzere Zeit Lehrstühle daselbst einnahmen. Hat die Zahl der Studirenden auch gegen früher bedeutend abgenommen, kann die Universität auch durch reiche und großartige An- stalten mit andern nicht wetteifern, die reicher ausgestattet sind, so hat sie doch immer noch Männer, wie Schwarz, Hase, Fein, Schleiden, Göttling, Reinhold, Rieth, Siebert, Apelt, Wolfs u. A. in ihrer Mitte, welche bedeutenden Ruf haben. Die Universität wurde 1548 gestiftet und 1558 vom Kaiser bestätigt. Jena zählt über 6000 Einw. und liegt in einem tiefen anmuthigen Thale, was von beträchtlichen, meist wald- losen, aber hie und da mit Weinbergen gezierten Kegelbergen eingefaßt wird. Die Stadt selbst ist unbedeutend. Ueber die Saale führt hier eine steinerne Brücke. Rechts von der Saale ist der Hausberg mit dem Fuchsthurme, links der Landgrafenberg, von wo aus Napoleon seine Krieger in die am 14. Oct. 1806 für die Preußen so verhängnißvolle Schlacht führte. Abwärts von Jena liegt Stadt und Schloß Dorn bürg auf einer Höhe, die mit steilen Felswänden in das Saalthal abfällt. Außerdem sind in diesem Landestheile noch die Städte Büttstedt mit bedeutenden Roßmärkten, Berka an der Ilm mit einem Bade, Blankenhain mit einer Porzellanfabrik, Remda, Apolda mit bedeutenden Wollen- fabriken und Sulza mit Soolbädern zu erwähnen. In dem östlichen, waldigen und von der Elster durch- flossenen Theile ist Neustadt an der Orla, die bedeutendste Stadt. Sie treibt Gerberei und Tuchmacherei und ist erst seit 1815 an Weimar gekommen. Außerdem liegen noch dort Triptis, Auma, Weida mit dem Schlosse Osterburg u. a. Bon den kleinern Landestheilen liegt einer am Thüringer- walde mit der Stadt Ilmenau an der Ilm. Die Umge- gend ist reizend und im Sommer von solchen besucht, welche die Wasserkur brauchen. In der Nähe liegt der Kükel- hahn (2700') mit schöner Aussicht. Ein anderer kleiner Landestheil liegt an der Unstrut mit dem Marktflecken Ol- disleben am Abhange der Hainleite. Ein anderer Theil liegt noch nördlicher in einer getreidereichen Gegend mit der Stadt Allstedt, wo ein großhcrzogl. Gestüte ist. Das Fürstenthum Eisenach liegt im Wesergebiete. Das Herzogthum Sachsen. Es ist eine preußische Provinz, welche 1815 aus alt- preußischem Gebiete und aus neu erworbenen Gebietstheilen vom Königreiche Sachsen gebildet wurde. Sie ist unter al- len Provinzen am meisten durch fremdes Gebiet besonders im Süden zersplittert, während im Norden die Hauptmasse sich an Brandenburg anlehnt. Sie ist zur Hälfte flach, zur

7. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 81

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
81 das hohe Chor herrlich. Auf dem baufälligcn^Thurme hängt die große Glocke Maria Gloriosa, welche 275 Cut. wiegt. Das frühere Augustiner-Kloster, in welchem Luther Mönch war, ist jetzt ein evangelisches Waisenhaus, in welchem aber Luthers Zelle unversehrt bewahrt worden ist. Es besteht hier noch ein Ursuliner Nonnenkloster mit einer weiblichen Er- ziehungsanstalt. In der Stadt ist der Anger die schönste Straße, und dort liegt auch das schönste Gebäude der Stadt, die vormalige Statthalterei, wo Dahlberg wohnte, so lange Erfurt und das Eichsseld zu Mainz gehörten. Bei der Stadt ist ausgezeichneter Gemüsebau. Erfurts Umgegend erscheint am schönsten von dem Steiger (S. 50), wo eine Rotunde unter ehrwürdigen Eichen steht, von wo aus vier Alleen durch den Wald mit herrlichen Gesichtspunkten laufen. Hier zu Erfurt feierte 1808 Napoleon seinen höchsten Triumph, in dem er eine Menge von Fürsten um sich versammelt hatte. Einige Stunden südwestlich davon liegen die drei Gleichen, Wachsenburg, Mühlberg und Gleichen. Die erstere Burg gehört zu Coburg-Gotha, die letztere ist durch die lieb- liche Erzählung von einem Grafen von Gleichen und seinen zwei Frauen berühmt. Erfurt und seine Umgegend gehörte sonst dem Kurfürsten von Mainz. Auch das hochgelegene Eichsfeld mit seinem Hauptorte Heiligen st adt unweit der Leinequelle gehörte dazu. Das Eichsfeld, was auch Hunger- feld genannt wird, ist arm, kalt, dürftig, hat meist katho- lische Einwohner und nährt sich besonders durch Fabrikwesen. Freie Reichsstädte aber in der Nähe waren das gewerbsame Mühlhausen mit 14,000 Einw. an der Unstrut, Geburts- ort des Liederdichters G. Neumark (geb. 1629 ch 1689 zu Weimar), was zur Zeit des Bauernkrieges die Residenz von Th. Münzer und Pfeifer war, und am Südfuße des Harzes das unregelmäßig gebaute Nordhausen, welches über 13,000 Einw. zählt und sich durch Branntweinbrennerei, Oelschlägerei, Schweinemast und Getreidehandel gut nährt. Der alte Dom daselbst ist von Mathilde (S. 76), der Wittwe Heinrichs I. ge- gründet worden. Hier war Luthers Freund Justus Zonas geboren. Nicht weit von der Unstrut liegt auch Langensalza mit 8100 Einw., was seidene, halbseidene und wollene Waa- ren liefert. Der Thurm der Bonifaciuskirche daselbst ist der höchste in Sachsen. Seit 1811 sind in der'nähe Schwefel- bäder. In der Umgegend liegt Tennstedt, Geburtsort des Philologen Z. A. Ernesti. Weiter abwärts links von der Unstrut liegt die Ebene von Spira zwischen Greußen und Kindelbrück, wo Heinrich Iv. die sächsischen Führer verhaf- ten ließ, da sie, seinen Worten vertrauend, sich in sein Lager begeben hatten. 6

8. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 82

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
82 Don der Hauptmasse abgesondert liegen jenseits des Thü- ringer Waldes im Werragebiete in der alten Grafschaft Hen- neberg , das kleine Schleusingen und das freundliche Suhl. Letzteres hat 8000 Einw., bedeutende Metall- und Gewehr- fabriken. Im obern Saalgebiete ist noch zu erwähnen das Städtchen Ziegenrück an der Saale. Die Anhaltischen Herzogthümer. Sie liegen im mittleren Elbgebiete und zerfallen in zwei Landestheile. Der östlichere Haupttheil liegt mitten im preu- ßischen Gebiete, ist fruchtbares Flachland und wird von Elbe mit Mulde und Saale durchflossen. Der kleinere westliche Theil, welcher.auch meistens vom Preußenlande eingeschlossen ist und nur auf kurzer Strecke an Braunschweig im W. stößt, liegt am Unterharze, ist gebirgig, reich an Laubwald und an Naturschönheiten. Das Fürstenhaus stammt von den verfal- lenen Schlössern Anhalt im romantischen Selkethale unweit Ballenstädt und von Askanien unweit Aschersleben. Als Stammvater des Geschlechtes nimmt man ums Jahr 1000 den Grafen Esiko von Ballenstädt an, von dem der Großenkel Albrecht der Bär 1134 mit der Mark Salzwedel und spä- ter mit der Mark Brandenburg belehnt wurde. Von den Söhnen Albrechts des B. folgte Otto in der Mark und Bernhard im anhaltischen Stammlande. Letzterer erhielt nach dem Falle von Heinrich dem Löwen einen Theil vom Herzogthume Sachsen, Lauenburg und später noch Wittenberg und den Herzogstitel. Diesen sächsischen Antheil erhielt sein jüngerer Sohn Albrecht, während sein älterer Sohn Heinrich das Stammland behielt. Und von diesem, wel- cher 1252 ch, stammen die jetzigen herzoglichen Linien. Die übrigen Linien in Brandenburg und Sachsen sind gar bald wieder erloschen. Im vorigen Jahrh, gab es vier Linien im Stammlande: Dessau, Köthen, Bernburg, Zerbst. Die Linie Zerbst, von der die russische Kaiserin Katharina Ii. eine Prinzessin war, erlosch 1793, und Köthen hörte 1847 auf. Der frühere Fürstentitel ist seit 1818 in den herzoglichen umgewandelt worden. Das herrlich angebaute Herzogthum Anhalt-Dessau, welches wie ein freundlicher Garten ist, enthält 17 ^Meilen mit 64,000 meist evangel. Einw. Der Herzog heißt Leo- pold. Einer seiner Vorfahren war der als „alter Dessauer" bekannte Fürst Leopold (ch 1747). Dieser war ein derber, seltsamer alter Herr, er war durch und durch Soldat und diente noch unter dem „alten Fritz". Sein Leiblied „eine feste Burg ist unser Gott", nannte er unsers Herrgott Dra- gonermarsch^ Dieser alte Haudegen heirathete eine Apothe-

9. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 97

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
97 hum untern Elbgebiete gehören zum Theil noch am lin- ken Ufer, wo Ietze, Ilmenau und Oste (S. 44) einmünden, die Landdrosteien Lüneburg und Stade. Näheres bei Hannover. Weser. Thüringens Berge nebst Rhön ernähren mich. Aus Werra, Fulda mit Eder werde ich. Ich nehme alsdann in meinem raschen Lauf Diemel, Aller mit Leine und Ocker auf. Die Wümme und Hunte gehen auch mir zu. Alsdann find' ich in der Nordsee meine Ruh. Die Weser bildet sich aus zwei Strömen, Werra und Fulda, welche bei Hannöverisch Münden sich vereinen. Ihr Lauf beträgt vom Ursprünge der Werraquelle bis zum Meere wohl 160 'Meilen. Ihr Ober- und Mittellauf geht durch die hügeligen Ebenen Hessens und durch die Wesergebirge. Bei Minden aber tritt sie durch den Spalt der Portawest- phaliea in das Tiefland ein, wo sie zwischen niedrigen, oft überschwemmten Marschufern nach N. fließt und beim Bre- merhafen mit einem großen Busen mündet. Die Werra, der eigentliche Hauptfluß, entsteht am Bleßberge (S. 46), wo Franken- und Thüringerwald zusammenstoßen, aus fünf verschiedenartigen Omellbächen nahe bei Steinheide, begleitet dann in einem anmuthigen Thals den südwestlichen Abhang des Thüringer Waldes und nimmt am Nordwestende desselben in der thüringischen Pforte unweit Eisenach rechts die Hörsel mit der Nesse auf. Von der Hörsel, die zuerst Leine genannt wird, geht seit dem 14ten Jahrh, der Leinekanal durch Gotha zur Nesse. In diesen Kanal ist ein Nebenfluß der Gera, die Apfelstedt, geleitet und dadurch eine Wasser- verbindung zwischen dem Elb - und Wesergebirte hervorgerufen worden. Am rechten Ufer der Hörsel liegt der sagenreiche, be- sonders durch den treuen Eckart und den Tannhäuser berühmte Hörselberg (S. 50). Die Werra wird weiter hinab an beiden Ufern von recht anmuthigen Wald - und Gebirgspartien bis zur Vereinigung mit der Fulda begleitet. Die Fulda kommt von der Rhön herab, wo sie am Dammersfelde entspringt, und wird links her durch die starke Eder vom Ederkvpfe mit der Schwalm aus dem Vogelsberge verstärkt. Die bei Münden zusammengeflossene Weser wird noch 20 Meilen weiter hinab von schönen bergigen Ufern begleitet. Weil das Wesergebier hier ziemlich schmal und eingeengt ist, so hat sie nur kleine, unbedeutende Nebenflüsse. Der bedeutendste von ihnen ist links die Diemel, welche aus dem Rodlagergebirge kommt und bei Karlshasen mündet. Rechts fügt sich im Unterlaufe der Weser unweit Verden, 15 Meilen oberhalb ihrer Mün- 7

10. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 99

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
— 99 — Seite begrenzen dasselbe die Hennebergischcn Höhen, Lie Rhön, der Dogelsberg, das Rodlagergebirge, die Egge und der Teutoburgerwald. Die Hennebergischen Höhen liegen in der ehe- mals gefürsteten Grafschaft Henneberg, sie schließen sich an den fränkischen Wald an, wo er mit dem Thüringerwalde zusam- men hängt, gehen am linken Ufer der Werra hin und schei- den diese vom Maingebiete. Die bedeutendsten Kuppen des Bergzuges sind: der Gleichen bei Römhild, der Henne- berg mit dem alten Grafenschlosse gleiches Namens in Rui- nen, und der schon zur Rhön gerechnete Geba (2399'). Der Hauptfluß, welcher von dem Gleichen abrinnt, ist die fränkische Saale, deren oberes Gebiet vor alten Zeiten das Grabfeld hieß und wo bedeutende Güter der alten deut- schen Könige lagen. Man sieht unweit Neustadt noch die spärlichen Trümmer der am Abhange mit gutem Weine be- wachsenen Königsburg Selz oder Salze, wo Karl d. Gr. Hofgehalten hat. Auch der Ort Königshofen im Grab- felde bezeugt noch, daß königliche Reichsgüter hier lagen. Weiter abwärts im Saallhale liegen die Bäder Bocklet und K i s si n g e n. Die Rhön zieht von Fladungen an der Streu bis Vach an der Werra und bis zur Quelle der zum Maine abfließen- den K i n z i g. Im S. wird sie die hohe, im N. die vordere genannt. Das Gebirge fällt nach S. O. steil ab, allgemach nach N. W. Es trägt vulkanische Spuren in sich, ist nicht sehr waldreich, da Ln den Nadel-, Eichen- und Buchenwäl- dern oft große Moore und Waldwiesen sich finden; Ln den Hochgegenden ist es oft öde, meist kahl und felsig und der Anbau nur auf die Thäler beschränkt. Der höchste und be- suchteste Berg ist der heilige Kreuzberg (2839'), welcher oben ein Franziskaner-Kloster mit einer Wallfahrtskirche hat. Auf der Spitze steht ein großes aus Balken gezimmertes Kreuz, welches nicht selten von den Blitzstrahlen zersplittert wird. Von da hat man einen weiten Blick ins herrliche Frankenland,. Fast gleich hoch ist das D ammersfeld. Die Milseburg (2599') gleicht mit ihrer schroffen Abdachung einem Heufuder; um sie herum liegen eine Menge Basalt- kegel, wie der beträchtliche B eierb erg u. a. Die Rhön streckt ihre starken Seitenarme, welche in ihrer Hauptmasse nur vier Meilen lang und zwei Meilen breit ist, zwischen die verschiedenen Gewässer und scheidet sie von einander. Westlich vom Rhönflusse Fulda erhebt sich ein Hoch- land mit vielen kegelförmigen, bewaldeten, steilabfallenden Kuppen, der Vogelsberg. Das Hauptgevirge, was 7 *
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